OB Wendsche macht mit dem Fall Bernig die Praxis von Doppelmoral in Radebeul salonfähig

Am vergangenen Mittwochabend wurde der sich als Schriftsteller bezeichnende Lehrer Dr. Jörg Bernig zum Leiter des Kulturamtes der Stadt gewählt – ohne dass OB Wendsche von seinem sonst schon praktizierten Veto-Recht gebrauch machte. In diesem Artikel werde ich die doppelmoralische Geisteshaltung umreißen, die dazu führte, dass Bernig mit den Stimmen von AfD und CDU zum Kulturamtsleiter von Radebeul gewählt wurde. Und wie es weitergehen könnte.

Gerade auf kommunaler Ebene bündeln sich die unterschiedlichen Interessen der Bürger, und gemeinsam entwickelt sich der stadt- bzw. dörfliche Wertekanon. So wurden im ganzen Lande Kulturämter gegründet – oft unterstützt durch viel Engagement der Bürger.

Das verlangt eine integrative und auf Zunft gerichtete, aktive Entwicklung der Werte im gemeinschaftlichen Zusammenleben. Kulturamtsleiter können heutzutage auf kompetente Teams zurückgreifen. Aber sie sind für ein integratives – und nicht spaltendes – Handeln verantwortlich, und deshalb ist es notwendig, dass sie selbst einem solchen Wertekanon verpflichtet sind. 

Im Jahre 2016 wurde Bernig für den Deutsch-Unterricht von geflüchteten Kindern und Jugendlichen in einer Gemeinde nahe Dresden eingestellt. Noch im selben Jahr hielt er in Kamenz eine Rede mit dem bezeichnenden Titel „Habe Mut …“. Bernig, der seinen Lebensunterhalt als teilzeitbeschäftigter Lehrer bestreitet, hatte vor 2016 einige Bücher veröffentlicht (im Jahre 2020 erschien ein Essay-Band). Er bezieht sich in dieser Rede auf den großen deutschen Philosophen Immanuel Kant und dessen Wahrspruch: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ Jener Immanuel Kant prägte aber auch folgende Maxime: Wir sollen stets so handeln, dass alle durch dieses Handeln betroffene Personen nicht zu einem bloßen Zwecke für die eigenen Ziele verwendet werden sollen. Das steht im Zusammenhang mit der Menschenwürde, und diese ist in unserem Grundgesetz fest verankert.

Halten wir uns vor Augen: Herr Dr. Bernig wird von unseren Steuergeldern bezahlt, um geflüchteten Kindern die deutsche Sprache beizubringen. Diese Jugendliche sind damit quasi seine Brötchengeber. Ihresgleichen werden seit seinem Lehrtätigkeitsbeginn verallgemeinernd in öffentlichen Reden und Artikeln denunziert.

Das ist gelebte Doppelmoral – im Sinne von Kant: Bernig nutzt die Beschäftigung mit ausländischen Geflüchteten als Geldquelle zur Finanzierung seiner weiteren Tätigkeiten. Er macht damit schützenswerte Menschen zum Zwecke seiner eigenen Bedürfnisse. Wie diese Lehrertätigkeit im Detail verlaufen ist, wissen wir nicht genau. Jedenfalls ist kein über das notwendige Mindestmaß hinausgehendes Engagement seiner Unterrichtsstunden bekannt.

Ein weiteres Beispiel: In einem kürzlich im Cicero erschienen Aufsatz schildert Bernig den Untergang seiner großen Hoffnungen, die die Nacht der Leipziger Demonstration im Jahre 1989 bei ihm weckte. An dieser hatte Bernig nach seinen Aussagen teilgenommen (Cicero „Als wir nicht erschossen wurden“, 10. September 2019). Bernig benennt viele angebliche Schuldige eines möglichen baldigen erneuerten Untergangs unserer Republik.

Das sind die Gründe, warum Bernig als eine gespaltene Person erscheint. Das sind keine guten Voraussetzungen für die Aufgaben eines Kulturamtsleiters, der in Radebeul sicher einiges bewegen könnte. Seine fachlichen Defizite wurden ja schon analysiert:

https://www.saechsische.de/plus/neurechter-kulturchef-fuer-radebeul-5206631.html https://www.sueddeutsche.de/politik/kulturamtsleiter-radebeul-joerg-bernig-1.4914224  https://danielborowitzki.dielinke-sachsen.de/2020/05/dr-joerg-bernig-neuer-radebeuler-kulturamtsleiter

Wir sind nun alle als Gemeinschaft aufgefordert, diesen sich ausbreitenden Hang zur Doppelmoral entgegen zu treten. Gleichfalls gilt es einzuräumen, dass niemand die nötige Lösung sofort parat haben wird. Wir müssen aber anerkennen, dass sich diese gefährliche Doppelmoral grade in Radebeul ihren Weg zu brechen scheint. Bedürfnisse (z.B. nach Anerkennung) werden einfach nach dem Prinzip des geringsten Aufwands, und unter Umgehung eines inneren Gewissens ausgeführt.

Diese Wahl zementiert im Kern eine durch den Bürgermeister  salonfähig gemachte Doppelmoral in Radebeul. Ich meine, dass die Mitwirkenden in diesem Spiel (die Kandidatenkür erfolgte durch den CDU-Fraktionsvorsitzenden Dr. Ulrich Reusch) dies alles genauso unterstützen.

Wie geht es weiter? Es sind zwei mögliche Szenarien denkbar. Zum ersten könnte Bernig die Stelle annehmen, und seinen Job beginnen. Viele Radebeuler Bürgerinnen, Bürger und auch Preisträger der Stadt treten dem energisch entgegen – auch im Kulturamt selbst. Wird Bernig den Rücken haben, sich diesen Herausforderungen zu stellen? Falls er weiterhin danach handelt, bestimmte Menschengruppen für seine Zwecke einsetzen zu wollen, dann wird er nicht den nötigen Rückhalt bekommen. Zudem scheint Bernig auch gar nicht zu sehen, dass er für dieses Amt von Personen vorgeschlagen wurde, die sich selbst genauso doppelmoralisch verhalten und ihn wahrscheinlich zu einem entsprechenden Erfüllungsgehilfen ihrer eigenen Ziele machen werden. 

Deshalb könnte ein zweites Szenario darin bestehen, dass Bernig die Stelle nicht annimmt. Das könnte auch wieder auf verschiedene Weisen geschehen. Auf Eigeninitiative oder auf Drängen von außen.

Kein Mensch kann es derzeit genau vorhersagen, aber wir alle sollten uns dieser Frage widmen. Denn es geht ja um unsere Stadt, um unsere Zukunft. 

Aber es könnte nicht schaden, wenn geeignete Menschen für diese Position (es gab sehr viele Bewerbungen) den Mut nicht aufgeben.

Gerhard Luhn