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Radebeul ist Spitze – bei Fahrradunfreundlichkeit

Fahrradklima-Test des ADFC zeigt Probleme beim Radverkehr in Radebeul auf

Wenn es ihn gegeben hätte, den Wettbewerb um die fahrradunfreundlichste deutsche Stadt im Bereich 20.000 bis 50.000 Einwohner, dann dürfte sich Radebeul jetzt über einen achtbaren 9. Platz in Sachsen freuen, getoppt nur von Riesa, Freital, Pirna, Meißen, Freiberg, Glauchau, Reichenbach i.V. und – auf Platz 1 – Limbach-Oberfrohna.

Aber gesucht war ja das Gegenteil: Die fahrradfreundliche Stadt. Natürlich: Umgekehrt gerechnet wird derselbe Schuh draus. Sachsenweit Platz 9, von gezählten 17. Dennoch bleibt ein unangenehmer Geschmack: Nur unter den Durchgefallenen gehören wir zu den Besten. D-weiter Gewinner in der Etage bis 50.000 Einwohner ist Baunatal. Sächsische Städte findet man generell erst weiter hinten: Hoyerswerda auf Platz 44 und damit Sachsen-Sieger, Markkleeberg auf 49 und – sieh an! – Coswig auf Platz 56, wobei nicht klar ist, ob es “unser” Coswig oder das in Anhalt ist.

Bundesweit betrachtet stehen wir jenseits eines erträglichen Mittels – Platz 194 von 311. Zu sagen: Nach uns kommen noch Schlechtere wäre mehr als eine faule Ausrede. Immerhin führt durch unsere Stadt der Elberadweg als einer der beliebtesten Fernradwege Deutschlands.

Radebeul also auf einem unrühmlichen 9. Platz gelandet. Da in der Charge insgesamt 17 Städte enthalten sind, dürfen wir uns im Mittelfeld wähnen, aber nur auf Sachsen bezogen. Bundesweit betrachtet stehen wir jenseits eines erträglichen Mittels – Platz 194 von 311. Zu sagen: Nach uns kommen noch Schlechtere wäre mehr als eine faule Ausrede. Immerhin führt durch unsere Stadt der Elberadweg als einer der beliebtesten Fernradwege Deutschlands. Wahrscheinlich verdanken wir ihm ein Gutteil der Note. Doch der ist nicht unser kommunaler Verdienst. Immerhin: Gegenüber der Befragung von 2016 gibt es ein leichtes Plus zu verzeichnen.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat am 9. April gemeinsam mit dem  Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) die fahrradfreundlichsten Städte Deutschlands ausgezeichnet.  Fahrradfreundlichste Großstadt ist erstmals Karlsruhe. Neu ist der Sonderpreis für die familienfreundlichste Fahrradstadt, der an die Stadt Wettringen geht. Scheuers Haus in diesem Jahr 200 Millionen Euro für den Radverkehr bereit: Für Radwege an Bundesstraßen, Radschnellwege, für Modellprojekte wie die Erprobung von Lastenrädern oder den Einsatz von Abbiegeassistenten an Lkw.

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist eine nicht repräsentative Umfrage zur Zufriedenheit der Radfahrenden auf der Grundlage von 32 Fragen zu Sicherheit, Komfort oder Infrastruktur. Abgestimmt haben in diesem Jahr rund 170.000 Menschen, 40 Prozent mehr als 2016. In die Wertung gekommen sind 683 Städte und Gemeinden.

https://www.fahrradklima-test.de

Hintergrund

Der Fahrradklima-Test ist eine vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) organisierte Befragung zum Radverkehr in deutschen Städten. Zwischen September und November 2018 konnten Radfahrerinnen und Radfahrer ihre Meinung zum Fahrradklima in ihrer Stadt kundtun. Die Ergebnisse für die Stadt Radebeul sind ernüchternd: 78% der Radfahrenden geben an, sich im Verkehr nicht sicher zu fühlen und 68% der Befragten empfinden die Ampelschaltungen als fahrradunfreundlich. Gleichzeitig fühlen sich nur 18% der Radebeuler Radfahrenden als gleichwertige Verkehrsteilnehmer akzeptiert.

Der Fahrradklima-Test ist die größte Umfrage zum Fahrradklima weltweit. Er umfasst 27 Fragen und wird seit 2012 in jedem zweiten Jahr durchgeführt. Bei der aktuellen Befragung wurden außerdem 5 Zusatzfragen zur Familienfreundlichkeit der Städte erhoben. 2018 bewerteten in Radebeul bei der Umfrage 305 Personen ihre Stadt nach Fahrradkriterien, deutschlandweit waren es rund 170.000. 74% der Befragten nutzen täglich das Rad, allerdings sind nur 15% von ihnen Mitglied im ADFC. Gleichzeitig fahren mehr als drei Viertel der Befragten regelmäßig Auto als auch Fahrrad und kennen somit beide Perspektiven. Das Fahrradklima, also die Wahrnehmung der Radverkehrsbedingungen hat sich bundesweit weiterhin verschlechtert. 2014 wurde das Fahrradklima noch mit 3,7 bewertet, 2016 mit 3,8 – 2018 mit 3,9. Im Freistaat Sachsen verbesserte sich das Fahrradklima hingegen leicht von der Schulnote 4,03 auf 3,95. Sachsenweit nahmen über 10.000 Befragte am Fahrradklima-Test teil und damit mehr als doppelt so viele wie noch 2016.