Was ist konservativ?

Rückblick auf eine gelungene Veranstaltung

Bei der Diskussion im gefüllten Café Grünlich stellte sich heraus, dass der Begriff des Konservativen viele Interpretationsmöglichkeiten bietet. Amerikaner und Europäer verstehen etwas gänzlich Unterschiedliches darunter. Darüber waren sich Bolko von Stein und Kornelia Gellner einig. Während Bolko von Stein die gesellschaftliche Bedeutung und persönliche Perspektive des Konservativen in den Fokus stellte, wurde von Kornelia Gellner die politische Dimension des Konservatismus beleuchtet. Sie unterteilte noch mal in traditionell konservativ und dem von 1975 vom SPD-Politiker Erhard Eppler in eingeführten Begriff wertkonservativ .

Bolko von Stein definierte konservativ wie folgt: „Konservativ sein, ist der Sinn für Gemeinschaft, Dankbarkeit und Dienst; eher ein Instinkt als eine Idee. Nicht das Streben nach einem Ideal, nicht ein Hängen an dem, was gestern war, sondern ein Leben aus dem, was immer gilt.“ Er sah weiter die Wahrheitssuche, Zugehörigkeit, Wertschätzung, Verantwortung und Transzendenz als Fundament des Konservativen. Die ersten drei Säulen wurden ausführlich erklärt. Die letzten beiden Aspekte wurden aufgrund der angeregten Diskussion etwas verkürzt. Identität, Sicherheit und Kontinuität  wurden von Kornelia Gellner als die drei wichtigsten Prinzipien des Konservativen genannt. Der politische Konservatismus entstand im 18. Jahrhundert als Gegenbewegung zur Aufklärung und ist neben dem Liberalen und dem Sozialen eine der drei polischen Grundhaltungen. „Innerhalb dieser drei Grundhaltungen kann sich wohl jeder und jede von uns persönlich verorten“ so Kornelia Gellner.  

Bewahren und erhalten oder Veränderung. Beides beinhaltet der Begriff Konservativ im Spannungsfeld, denn so Kornelia Gellner : „ Doch um unsere Lebensgrundlagen zu bewahren, müssen wir unsere Lebens- und Wirtschaftsgewohnheiten verändern. Da ist jede und jeder Einzelne von uns gefragt und nicht nur der Staat.“

Leben aus dem, was immer gilt und „Nichts ist so beständig, wie die Veränderung“ wurden spannungsreich diskutiert. Am Ende hatten fast alle im Raum die Diskussion bereichert. Es wurde festgestellt, dass ohne Veränderung, Liebe und verantwortungsvoller Initiative nichts werden kann. Der in der Diskussion erwähnte Film, „der Leopard“ von Luchino Visconti  aus dem Jahr 1963 wird am 15.6. um 19:30 Uhr im Café Grünlich zu sehen sein. Dazu laden wir hiermit schon herzlich ein.

Franziska Plessing